Schon mal richtig „quergeknipst“? Hat vielleicht geklappt, meist aber nicht… Denn um richtig kreativ zu sein, reicht es nicht nur, die Technik des Fotoapparates perfekt zu beherrschen. „Kreativität bedeutet aber nicht, die gewohnten Strukturen und Pfade weiter auszutreten, sondern sich dem Wagnis zu stellen, neue Wege zu gehen“, meint Robert Mertens in seinem Buch ‚Kreative Fotopraxis‘. In seinem reich bebilderten Werk schildert der Autor, was es mit der kreativen Fotografie auf sich hat, und wie der Leser seine eigene Kreativität wieder entdecken kann.
Kreativität sei die innovative Kombination von Bekanntem, meint Mertens. Dazu gibt der Autor massenweise gute Tipps. Wie etwa den: „Regeln zu brechen heißt, Regeln zu kennen.“ Insbesondere im Bereich der Fotografie muss der Leser dazu Mut aufbringen. Denn nur dann gelingt es, einen eigenen, ganz persönlichen Stil zu kreieren. Dies aber geht nur, wenn fremde, interessante Objekte vorher inhaltlich ‚kopiert und analysiert‘ wurden, um möglichst viele Einzelheiten zu erfahren.
Mertens weist in seinem 239-Seiten-Buch auf den Goldenen Schnitt hin. Am Beispiel eines Schachbrettes erklärt er, was es genau mit dieser perspektivischen Einstellung auf sich hat. Perspektive, das beinhaltet auch Farbe und die Farbgebung. Eine Farbgebung ist mit einem einfachen Trick zu erzielen: Wandelt der Leser sein Bild in Schwarz-Weiß um, bieten Farbfilter bei der Computerbearbeitung eine gute und gangbare Zwischenlösung. Auch das Weglassen, Beschneiden oder Andeuten offeriert ganz andere Bilder.
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Eines der Themen, die Mertens aufgreift, ist die allgemeine Achtsamkeit. Erst, wenn es gelingt, auch auf Dinge am Rand zu achten, verändert sich das Sehen und die Wahrnehmung. In diesem Kontext leitet der Autor auch auf Kritiken hin. Denn jeder Betrachter sieht jedes Werk mit einem anderen Blickwinkel. Die berühmte Formel des italienischen Ökonom Vilfredo Pareto mit ihrem 80:20-Ergebnis fordert ein Abwendung vom Perfektionismus. Genauso schlecht sind Sprunghaftigkeit oder auch festgefahrene Kreativität, bei der der Künstler sich quasi festgefahren hat. Wie steht es mit dem Leser des Buches? Wann ist er kreativ, wie geht er mit Fehlern um? Fragen, die der Autor an seine Leserschaft stellt.
Hier hilft das Buch mit Anleitungen zu einem Brainstorming weiter. Aber selbst dann gilt eine ‚Kreative Unzufriedenheit‘, aus der man natürlich durch weitere Impulse und konstantes Suchen vorankommt. So heißt es zum Beispiel, mal mit dem Gegenteil zu arbeiten: also etwa bei der Fotografie von Blumen ‚arrangiert‘ gegen ‚zufällig‘ zu setzen. Zur Steigerung seiner Kreativität zeichnete da Vinci manches Mal mit geschlossenen Augen und nutzte diese Werke dann als Inspiration für Neues.
Und auch optische Täuschungen lassen sich realisieren, meint Robert Mertens. So können etwa Miniaturansichten mit sehr eingeschränkter Schärfentiefe, die man teils auch im Film sieht, eine echte optische Täuschung sein. Hierbei unterstützt auch die moderne Computertechnik, die bereits fertig gestellte Bilder bearbeiten lässt.
Das Werk von Robert Mertens ist eine echte Bereicherung für lesefreudige Mitmenschen. Alle diejenigen, die sich intensiv – und nicht nur fotographisch – mit der Kreativität befassen, erhalten hier gut verständliche Informationen, die sich auch in anderen Problemkreisen gut einsetzen lassen. Höchst empfehlenswert.
Robert Mertens
Kreative Fotopraxis
Galileo Design
ISBN 978-3-8362-1676-0
Redaktionelle Beratung: www.zubehoer.org
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